Richtiger Reifendruck
Zu wenig Reifendruck kann gefährlich werden und die Reifen schädigen. Wenn der Luftdruck korrekt ist, sind Sie sicherer unterwegs und sparen noch dazu Sprit.
Autofahrer sollten am besten alle zwei Wochen checken, ob den Reifen nicht die Luft ausgeht. Und das aus gutem Grund: Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland im Schnitt etwa 1000 Verkehrsunfälle pro Jahr auf technische Mängel an der Bereifung zurückzuführen – bei hohen Geschwindigkeiten mit vielen Toten und Verletzten.
Bereits bei einem Luftdruck von einem halben Bar zu wenig verändern sich die Fahreigenschaften des Pkw: Der Bremsweg kann länger werden, die Kurvenlage schlechter, und bei besonders hohen Geschwindigkeiten besteht sogar die Gefahr, dass der Reifen platzt. Schon ein Fülldruck von etwa 0,4 bar unter dem Sollwert erhöht den Verschleiß, und der höhere Rollwiderstand des Reifens sorgt für einen Mehrverbrauch an Sprit von bis zu 0,3 l auf 100 km.
Der jährliche Mehrverbrauch in Europa allein durch zu schwach gefüllte Reifen beträgt drei Milliarden Liter Kraftstoff. Das entspricht einem Wert von etwa fünf Milliarden Euro. Wenn Sie dagegen mit zu viel Druck unterwegs sind, wirkt sich das negativ auf den Fahrkomfort aus. Außerdem haben Sie einen ungleichmäßigen Abrieb der Reifen.
Wie viel Reifenfülldruck die Sommer- oder Winterreifen Ihres Autos benötigen, ist vom Autohersteller vorgegeben. Die Werte können leicht für die Vorder- und Hinterreifen variieren. Die Angaben zum richtigen Reifendruck finden Sie je nach Fahrzeug an unterschiedlichen Stellen. Zum Beispiel hier in der Beschreibung in der Bedienungsanleitung, an der B-Säule bei geöffneter Fahrertür, auf einem Aufkleber im Handschuhfach, in der Innenseite des Tankverschlusses oder im Internet in den Reifendrucktabellen der Hersteller.
Tipp vom ADAC Experten Ruprecht Müller: „Aus Komfortgründen wird meist nur der Mindestdruck von den Herstellern angeben. Eine Erhöhung um 0,2 bar ist beim Komfort kaum zu spüren, reduziert aber den Kraftstoffverbrauch, ohne an Sicherheit einzubüßen.“
Am besten checken Sie den Reifendruck vor der Fahrt. Idealerweise bei einer Außentemperatur von 20 Grad. Der Reifen sollte auf keinen Fall zu warm sein.
Schrauben Sie die Ventilkappe am Reifen ab und setzen Sie den Stecker des Messgeräts darauf. Wenn das zischende Geräusch nicht sofort verstummt, muss die Position des Steckers korrigiert werden. Ist die Verbindung dicht und er ertönt kein Zischen mehr, können Sie den Druck auf der Anzeige des Geräts ablesen. Mit den Reglern „Plus“ und „Minus“ am Handgriff wird anschließend die gewünschte Luftmenge hinzugegeben oder abgelassen. An manchen Stationen kann die Druck-Zielvorgabe an der Kompressorsäule auch digital vorgegeben werden.
Alle vier Räder und möglichst auch das Reserverad müssen gecheckt werden.
Der richtige Reifendruck ist abhängig von der Fahrzeugbeladung und kann dabei um bis zu 1 bar variieren. Wer voll beladen in den Urlaub fährt, muss den Reifendruck entsprechend erhöhen. In Einzelfällen schreiben Fahrzeughersteller auch einen höheren Reifendruck vor, wenn mit hohen Geschwindigkeiten gefahren wird.
Seit November 2014 müssen in der EU alle neu zugelassenen Autos und einige Wohnmobile mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein. Diese je nach Hersteller unterschiedlichen Systeme warnen den Fahrer, wenn der Reifendruck nicht stimmt. Wenn das RDKS eine Warnmeldung abgibt, sollten Sie möglichst schnell den Reifendruck prüfen und gegebenenfalls korrigieren. Wenn keine Tankstelle mit Prüfgerät erreichbar ist, geht das auch mit dem Kompressor aus dem Pannenhilfeset, der in vielen Fahrzeugen serienmäßig mitgeliefert wird. Das Pannenhilfeset finden Sie meist dort, wo früher das Ersatzrad war.
RDKS haben den Vorteil, dass der Fahrer so den Zustand seiner Reifen ständig im Blick hat. Diese Systeme tragen zur Sicherheit bei, können aber die regelmäßige Kontrolle des Reifendrucks durch den Autofahrer nicht ersetzen.
Grundsätzlich gibt es direkt und indirekt messende RDKS, die sich in der Handhabung stark unterscheiden. Welches System Ihr Fahrzeug nutzt, können Sie der Bedienungsanleitung entnehmen.
Die Reifen von Verkehrsflugzeugen, Formel-1-Autos oder auch Gefahrgut-Transportern werden meist mit Stickstoff statt Luft gefüllt. Das macht Sinn, denn diese Reifen sind extremen Belastungen ausgesetzt und dürfen in keinem Fall brennen. Stickstoff hat den Vorteil, dass er nicht entzündlich ist und sogar Feuer erstickt.
Reifenhändler rühren dafür kräftig die Werbetrommel. Eine komplette Füllung aller vier Reifen mit Stickstoff oder sogenanntem Reifengas kostet um die 10 Euro. Dafür sollen die Autoreifen aber dann weniger Druck verlieren und müssen kaum noch kontrolliert werden. Sogar auf den Verschleiß und Kraftstoffverbrauch soll sich Stickstoff positiv auswirken. Jedoch was gut klingt, relativiert sich bei näherer Betrachtung deutlich. Immerhin besteht Luft bereits zu etwa 78 Prozent aus Stickstoff. Und die verflüchtigt sich bei einem intakten Reifen kaum, als Anhaltspunkt gelten ca. 0,1 bar über drei Monate.
Und auch bei mit Stickstoff gefüllten Reifen müssen Sie den Druck regelmäßig kontrollieren. Denn Beschädigungen oder undichte Stellen am Reifen können immer auftreten.
Daher das Fazit: Reifengas lohnt sich nicht! Wer regelmäßig den Reifendruck checkt und mit normaler Luft auffüllt, kann sich den teureren Stickstoff sparen.